Der Prophet Haggai war ein Zeitgenosse Sacharjas und ermutigt das Volk Israel 70 Jahre nach der letzten Belagerung Gott an die erste Stelle ihres Lebens zu stellen. Seine zentrale Botschaft lautet: „Achtet doch aufmerksam auf eure Wege!“ (Hag 1,5;2,15.18).
Nichts funktioniert
Geschichtlicher Hintergrund
Nach der zweijährigen Belagerung Jerusalems brach man in die Stadt ein und zerstörte alles. Was nicht bereits durch vorherigen Raubzüge aus dem Lande geschafft wurde (z.B. bei der Verschleppung von Daniel und seinen Freunden) wurde den Babyloniern nun preisgegeben und vernichtet (2Chr 36,19-20). Als etliche Jahre später die ersten Juden aus der Gefangenschaft zurückkamen, bauten sie sich sogleich Häuser. Diese wurden sogar vertäfelt, sodass ihnen wohl viel daran lag. Beim Ackerbau jedoch hatte das Volk keinen Erfolg und so fiel die Ernte über Jahre hinweg ziemlich karg aus. Man machte sich zwar auch ans Werk den Tempel wieder aufzubauen, aber die Arbeit geriet ins Stocken und hörte schließlich sogar ganz auf (Esra 4,1.23-24). Und dann war da noch die eingerissene Stadtmauer die das Bild Jerusalems prägte, sodass sich das Volk fragte: Warum will uns der Wiederaufbau einfach nicht gelingen?
Gottes Eingreifen
Gott spricht nun zu Haggai, vier mal innerhalb von ein paar Monaten. Die Botschaften machen dem Volk deutlich, dass es für ihre Lage einen guten Grund gibt. Also achtet doch aufmerksam auf eure Wege und versteht warum es euch so ergeht – hinterfragt euch selbst.
Die zurückgekehrten Juden waren zwar schon seit Jahren wieder im Lande, schienen aber über ihr Verhältnis zu Gott nicht weiter nachgedacht zu haben. Dies ändert sich nun zur Zeit Haggais, sodass auch sein Zeitgenosse noch im gleichen Jahr die Unterhaltung aufschreibt, wo Gott gefragt wird wann ER sich den Städten Judas zuwendet, denn sie erlebten ja 70 Jahre seinen Zorn (Sach 1,12). Die Antwort ist eine ähnliche wie bei Haggai: „Von diesem Tag an will ich segnen!“ (Hag 2,19 & Sach 1,17).
Will auch Dir nichts gelingen?
Kennst Du das auch? Da hat man richtig gute Pläne, will sogar etwas Gutes tun, vielleicht wieder etwas aufbauen und besser machen, aber es will einfach nicht gelingen? Was soll man da noch tun, ist es vielleicht der falsche Weg, der falsche Zeitpunkt oder gibt es dafür noch ganz andere Ursachen? – Wie schön, dass wir aus der Geschichte lernen können, denn die Juden hatten genau dieselben Fragen.
Achte aufmerksam auf Deinen Weg
Das Volk sagte sich: „Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, das Haus Gottes zu bauen.“ aber offenbar war es nicht zu früh in ihren getäfelten Häusern zu wohnen. Genau deshalb sollten sie auf den Weg achten und sich selbst hinterfragen (Hag 1,2-5). Sie kamen doch gerade erst aus der 70jährigen Gefangenschaft zurück, von der sie wussten dass sie selbst dafür verantwortlich waren. Gottes Volk, in direkter Abstammung zu Abraham, hielt es nicht mehr für nötig Gott an die erste Stelle ihre Lebens zu setzen. Wie sieht das bei Dir aus?
Euch soll es zuerst um Gottes Reich und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben.
Mt 6,33
Hat Gott in Deinem Leben die Poleposition? Ist ER der Regisseur und darf bestimmen wo es langgeht? Kümmerst Du Dich zuerst um SEIN Reich? Das sind Fragen die wir uns immer wieder stellen dürfen, gerade wenn uns etwas nicht gelingen will. Vielleicht gibt es dafür ja gute Gründe, aber wenn Gott nicht die Nummer Eins in Deinem Leben ist, wird wahrscheinlich genau das der Grund sein! Bei den Juden war es so, sie saßen in ihren schönen Häusern, während das Haus Gottes in Trümmern lag (Hag 1,9).
Und so spricht Gott in deren, aber auch Dein Leben hinein: „Achte doch aufmerksam auf deinen Weg!“, sodass wir uns, unsere Haltung und Motivation selbst hinterfragen.
Wenn Du jetzt meinst, das betrifft Dich nicht (vielleicht weil Du Dich als einen treuen Nachfolger Jesu siehst), dann achte bitte auf das Bild das Jesus selbst gebraucht, wo er vom breiten und schmalen Weg spricht (Mt 7,14). Wäre es so einfach immer auf dem richtigen Weg zu bleiben wären Haggais und Jesu Worte überflüssig und eigentlich auch alle Briefe des neuen Testaments.
Die Einsicht
Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis
Spr 1,7
Das Volk hörte die Worte Haggais und wurde ehrfürchtig vor Gott (Hag 1,12). Diese Gottesfurcht bedeutet sich seiner eigenen Position bewusst zu sein und Gott als den anzusehen, der ER ist. Das verstand nun auch das Volk und deshalb wurde ihnen klar: Wir haben nicht nur falsch gehandelt, wir werden es ohne Gott sogar gar nicht schaffen.
Gott spricht:
Ich bin mit euch!
Hag 1,13
Und genau in diese Situation hinein, verspricht ER bei ihnen zu sein. Was kann es auch Schöneres geben als die Zusage Gottes: Ich bin bei Dir! Da ist kein Problem mehr zu groß, denn Du trägst jede Herausforderungen nicht mehr alleine.
Die Folgen
Besonders
Es mag sein, dass Du Dir jetzt sagst, soetwas imposantes wie einen Tempel baue ich jetzt nicht. Mein Leben und Wirken für Gott ist ziemlich unscheinbar. Dann lass Dir gesagt sein, das Volk sah sich in einer ganz ähnlichen Lage, denn einige hatten noch den alten Tempel in Erinnerung mit all dem Glanz und der Größe (Hag 2,3). Aber Gott sieht jedes Vorhaben und hat mit jedem Leben etwas ganz Besonderes vor. Dem Volk macht ER darum Mut und verweist sogar darauf, dass dieser Bau letztendlich sogar noch viel herrlicher als der erste Tempel sein wird. Darum vergleiche dich nicht mit anderen, sondern: Achte Du aufmerksam auf Deinen Weg.
Heiliges und Unreines passt nicht zusammen
Der Grund für den Misserfolg wurde dem Volk in einem eindrücklichen Bild (Hag 2,11-14) erklärt. Die Priester selbst sollten sagen, ob es möglich ist Heilig zu sein bzw. zu bleiben, wenn man etwas Unreines tut oder berührt. Die Antwort fiel eindeutig aus: Nein, entweder ist man Heilig oder eben nicht! Und genau deshalb appelliert Gott auch an Dein Leben: Achte Du aufmerksam auf Deinen Weg.
Dein Leben ein Segen
In Psalm 1 wird derjenige beschrieben, der sein Leben nach Gott ausrichtet und wir lesen davon, dass er Gelingen hat und Frucht zu seiner Zeit bringt. Dies ist eine gute Zusammenfassung für ein Gott wohlgefälliges Leben, denn ER möchte es segnen. Die Frucht für Gott ist darum eine natürliche Folge (Gal 5,22). Das Volk Israel hatte es genauso erlebt, denn einige Jahre später war der Tempelbau abgeschlossen (Esr 6,14). Damit also auch Du ein Segen sein kannst: Achte Du aufmerksam auf Deinen Weg.
Die Auszeichnung
Am Ende des Buches wird auf die Anerkennung Gottes hingewiesen die Serubbabel der Statthalter von Juda (ein „Spross Babels“, weil er im Exil geboren wurde) bekommt. Er ist ein Nachfahre Davids (1Chr 3,19), somit auch ein Vorfahre Jesu (Mt 1,12 & Lk 3,27) und von Gott erwählt (Hag 2,23). Er ist derjenige der dafür sorgte, dass die Arbeit am Tempel wieder aufgenommen und deshalb ehrt ihn auch Gott.
Das Gleiche gilt übrigens Dir, wenn Gott die Nummer Eins in Deinem Leben ist. So sagt Jesus beispielsweise in Mt 10,32: „Jeder also, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater bekennen, der in den Himmeln [ist].“ Ja, Gott steht zu Dir, wenn Du zu IHM stehst, also: Achte Du aufmerksam auf Deinen Weg.